Wer es noch nicht gemerkt hat, ich habe mir tatsächlich den Titel dieses Beitrags von einem ehemaligen Präsidenten ausgeliehen. Aber im Wesentlichen geht es hier nicht direkt um Chomebooks, sondern vielmehr um ein neues Produkt von Parallels mit dem schönen Namen „Parallels®️ Desktop für Chromebook„. Was es damit auf sich hat, was es genau ist und natürlich was es mit dem Titel zu tun hat, dazu komme ich jetzt. Das Produkt selbst ist jetzt nicht brandneu sondern, als Ergebnis der Partnerschaft zwischen Google und Parallels, bereits im letzten Jahr erschienen. Trotzdem sollte mal jemand etwas dazu schreiben.
Worum geht es?
Nun Chrome OS wurde ja als Betriebsystem für reine Webanwendungen für Chromebooks von Google entwickelt. Im Wesentlichen sollten natürlich die Google Anwendungen, allen voran die G-Suite, auf einem schlanken, preiswerten Gerät laufen. Aber gerade was für den einen sehr interessant war, stellte den anderen vor massive Probleme. G-Suite als Office Ersatz war ja noch in Ordnung bzw. tolerierbar, aber es gibt natürlich immer noch jede Menge LoB (Line of Business) Anwendungen, die nicht im Web verfügbar gemacht werden können bzw. nativ auf einem Windows System installiert werden müssen. Diesen Trend hat dann auch Citrix entdeckt und seinen Client (Citrix Receiver bzw. Workspace App) für Chromebooks bereitgestellt. Da ein Chromebook vom Grundsatz ohnehin Online sein muss, da eine Offline Funktionalität nur rudimentär gegeben ist, war auch der Zugriff auf Anwendungen über Citrix kein wirkliches Problem.
Auf der Kostenseite musste allerdings im Unternehmen bereits eine Citrix Virtual Apps and Desktops Umgebung existieren. Diese jetzt nur für eine Handvoll Chromebook bereitzustellen würde sicher jeden Projektrahmen sprengen. Aber Unternehmen, die bereits auf Citrix oder eine andere Lösung in diesem Bereich gesetzt haben, konnten darüber problemlos ihre LoB Anwendungen auch auf Chromebooks bereitstellen. Vor 2019 führten Chromebooks aber eher ein Nischendasein, so wirklich sind sie weder im Unternehmen noch im privaten Umfeld angekommen.
Die Gründe dafür sind relativ einfach. Zum einen kosten gute und leistungsfähige Geräte auch soviel wie ein Standard Notebook und zum anderen sind sie im Vergleich zu Windows Notebooks durch den „Online only“ Ansatz etwas eingeschränkt. Wenn man jetzt auch noch keine „älteren“ Business Anwendungen installieren kann, ist dieses Gerät für Unternehmen, die nicht den Luxus bestehender Citrix Umgebungen haben, schlichtweg nicht geeignet. Was schade ist, denn diese Geräte und Chrome OS machen wirklich Spaß.
Gerade zum Beginn der weltweiten Corona-Virus Pandemie im letzten Jahr, mussten viele Mitarbeiter ins Home-Office und oft mangelte es an entsprechenden Geräten in Form von Windows Notebooks. Ich selbst kenne einige Unternehmen, die genau aus dieser Not heraus Chromebooks angeschafft und an die Mitarbeiter ausgegeben haben. Wie bereits erwähnt, mit den entsprechenden VDI Infrastrukturen von Citrix, Microsoft, Parallels oder auch VMware erstmal kein Problem. Und tatsächlich lässt sich mit einem Chromebook wirklich gut arbeiten (zugegeben, mich als Mac-User hat es dann aber doch nicht vollends überzeugt).
Parallels, eigentlich bekannt für den Remote Application Server, einer Alternative für die v.g. Citrix Umgebungen und natürlich für einen Typ 2 Hypervisor für macOS macht nun auch die Chromebooks Enterprise ready. Parallels Desktop for Mac ist bei fast jedem Mac Nutzer installiert, der zusätzlich auch Windows Anwendungen nutzen möchte. Zwar gibt es auch dafür Alternativen wie z.B. VMware Fusion oder auch kostenlos mit Oracle vBox, aber so voll in macOS integriert geht es eben nur mit Parallels Desktop (jetzt auch für die M1 Macs, Achtung Windows 10 für ARM steht dabei aktuell erst in einer Preview zur Verfügung).
Mit Parallels Desktop for Chromebooks kommt nun Windows nativ installiert auf die Chromebooks und bereichert diese ganz offiziell um Microsoft Windows und ermöglicht so unter anderem auch Microsoft Office oder andere Windows Anwendungen selbst ohne Internetverbindung auf Enterprise-Chromebooks zu verwenden. Parallels Desktop für Chromebook Enterprise ist in Chrome OS und die Google Admin-Konsole integriert und erfordert keine VDI-Infrastruktur wie z.B. die von Citrix.
Was brauche ich für Parallels Desktop?
Natürlich benötigen wir zuerst einmal natürlich ein Chromebook. Und tatsächlich könnte das bereits die erste Hürde sein, denn es müssen schon leistungsfähige Geräte sein:
- Empfohlene Hardware:
- Prozessor: Intel Core i5 oder Intel Core i7 (noch kein ARM*)
- Speicher: 16 GB
- Speicher: 128 GB SSD oder mehr
- Bevorzugte Geräte:
- HP:
- HP Elite c1030 Chromebook Enterprise (empfohlen)
- HP Pro c640 Chromebook Enterprise
- Google:
- Google Pixelbook
- Google Pixelbook Go
- Acer:
- Acer Chromebook Spin 713
- Acer Chromebook Spin 13
- Dell:
- Dell Latitude 5300 2-in-1 Chromebook Enterprise
- Dell Latitude 5400 Chromebook Enterprise
- Lenovo:
- Lenovo Yoga C630 Chromebook
- ASUS:
- ASUS Chromebook Flip C436FA
- HP:
Wer jetzt beispielsweise Windows 10 auf dem Chromebook betreiben möchte, benötigt natürlich auch eine Windows Lizenz. Für die private Nutzung wird es hier schon schwierig, Unternehmenskunden können ihre bestehenden Windows-Lizenzen bzw. die entsprechenden Verträge mit Microsoft verwenden.
Wie bei Chromebooks im Enterprise Umfeld bekannt, benötigen wir noch die Google Admin-Konsole zum Einrichten von Chromebook-Benutzern sowie zum Konfigurieren der Einstellungen für Parallels Desktop. Beachten müssen wir, dass Chrome Enterprise Upgrade- oder Chrome Education Upgrade-Lizenzen erforderlich sind und entweder mit Chrome Enterprise-Geräten oder separat erworben werden können. Weitere Informationen dazu unter https://support.google.com/chrome/a/answer/1289314.

Um später das erzeugt Windows Image auch auf das Chromebook zu bekommen, muss natürlich irgendwo auch ein wenig Speicherplatz bereitgestellt werden, der per HTTP bzw. HTTPS erreichbar ist und wo sich die Chromebooks mit Parallels Desktop dann diese Image herunterladen können. Im Enterprise Umfeld aber sicher kein Problem. Wenn alles gegeben ist, steht Windows auf einem Chromebook eigentlich nichts mehr im Weg.
Fazit
Ich persönlich finde die Möglichkeit Windows mit Parallels Desktop auf einem Chromebook zu betreiben erstmal sehr charmant. Negativ daran ist, dass es nur im Enterprise Umfeld wirklich nutzbar ist. Oben drauf kommen noch die hohen Kosten für ein leistungsfähiges Chromebook (ein aktuelles Google Pixelbook z.B. liegt bei ca. 1000 Euro) sowie die Kosten für die Parallels Lizenz, die aktuell bei 69,99 Euro pro Benutzer / pro Jahr liegt. Wer jetzt allerdings ein leistungsfähiges Gerät hat und gern mit Windows Anwendungen auch mal Offline arbeiten möchte, für den ist das eine echte Alternative zu einem Zweitgerät mit Windows.
*) Weil die Frage bei Facebook gestellt wurde, derzeit ist die Unterstützung von Chromebook mit ARM Architektur für Parallels Desktop nicht sehr hoch priorisiert. Das liegt aber im Wesentlichen daran, dass es „noch“ keine leistungsfähigen Chromebooks mit ARM gibt.
Mehr Informationen
- Parallels Desktop for Chromebooks – https://www.parallels.com/de/products/desktop/chrome/
- Parallels Desktop for Chromebooks Dokumentation – https://www.parallels.com/de/products/desktop/chrome/resources/
- Microsoft Windows 10 on ARM Insider Preview Program – https://www.microsoft.com/en-us/software-download/windowsinsiderpreviewARM64