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Der Fachkräftemangel in Deutschland und die Auswirkung auf kleine und mittlere Unternehmen

Der Fachkräftemangel in Deutschland und die Auswirkung auf kleine und mittlere Unternehmen

Der IT-Fachkräftemangel stellt für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland eine erhebliche Belastung dar und wirkt sich negativ auf deren Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsaussichten aus. Aus analytischer Sicht lässt sich das Problem auf mehrere kritische Bereiche herunterbrechen, die im Folgenden detailliert beleuchtet werden.

Kernerkenntnisse zur aktuellen Lage

Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom waren Ende 2023 in Deutschland 149.000 Stellen für IT-Experten unbesetzt. Diese Zahl verdeutlicht die enorme Lücke zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Für 2024 wird prognostiziert, dass über 150.000 IT-Stellen nicht besetzt werden können. Eine Langzeitprognose von Bitkom geht sogar davon aus, dass bis zum Jahr 2040 über 660.000 IT-Fachkräfte fehlen werden, wenn keine wirksamen Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Das KfW-ifo-Fachkräftebarometer zeigt, dass der Fachkräftemangel trotz einer schwachen Konjunktur eine Wachstumsbremse für einen erheblichen Teil der Unternehmen darstellt. Im zweiten Quartal 2025 meldeten 27 % der Unternehmen Behinderungen ihrer Geschäftstätigkeit durch fehlende Fachkräfte, wobei KMU mit 27,9 % etwas häufiger betroffen sind als Großunternehmen.

Gravierende Auswirkungen auf KMU

Für KMU, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, hat der Mangel an IT-Personal besonders schwerwiegende Konsequenzen:

  • Innovations- und Digitalisierungsstau: Viele mittelständische Unternehmen hinken bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse hinterher. Ohne ausreichendes IT-Personal können notwendige Modernisierungen und innovative Projekte nicht umgesetzt werden. Dies führt zu einem Effizienzverlust und gefährdet die langfristige Wettbewerbsfähigkeit.

  • Erhöhte Sicherheitsrisiken: Unterbesetzte IT-Sicherheitsteams stellen ein erhebliches Risiko dar. Die Gefahr von Cyberangriffen, Datendiebstahl und Betriebsausfällen steigt. Insbesondere in stark regulierten Branchen wie dem Finanz- und Gesundheitswesen können solche Sicherheitslücken schnell zu rechtlichen und finanziellen Konsequenzen führen, beispielsweise durch Verstöße gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

  • Produktivitätsverluste und Überlastung: Die vorhandenen IT-Mitarbeiter sind oft überlastet, was zu Burnout und einer erhöhten Fehleranfälligkeit führen kann. Verzögerungen bei der Projektabwicklung und die Unfähigkeit, neue Produkte oder Dienstleistungen einzuführen, sind die Folge. Eine Studie von Keller West belegt, dass 39 % der befragten IT-Führungskräfte Projektverzögerungen als direkte Folge des Fachkräftemangels sehen.

  • Wettbewerbsnachteil gegenüber Großunternehmen: KMU stehen im Wettbewerb um die wenigen verfügbaren IT-Fachkräfte oft im Nachteil gegenüber größeren Konzernen, die mit höheren Gehältern, umfangreicheren Zusatzleistungen und klareren Karrierepfaden locken können.

  • Steigende Betriebskosten: Der Mangel an Fachkräften treibt die Gehälter in der IT-Branche in die Höhe. Für KMU mit begrenzten finanziellen Mitteln wird es zunehmend schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden und zu halten.

Mögliche Lösungsansätze für KMU

Um dem IT-Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssen KMU proaktiv und kreativ werden. Hier sind einige strategische Ansätze:

  • Investition in Aus- und Weiterbildung: Eine gezielte Förderung der eigenen Mitarbeiter kann helfen, die Qualifikationslücke zu schließen. Laut der Keller West Studie sehen 60 % der befragten IT-Führungskräfte in höheren Investitionen in die berufliche Entwicklung einen entscheidenden Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg. Auch die Ausbildung von Quereinsteigern “on the job” oder durch praxisnahe Coding-Schools kann eine wirksame Maßnahme sein.

  • Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen: KMU können mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, der Möglichkeit zum Homeoffice und einer guten Work-Life-Balance punkten. Eine wertschätzende Unternehmenskultur und die Einbindung der Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse können die Arbeitgeberattraktivität steigern.

  • Nutzung von Automatisierung und KI: Der Einsatz von künstlicher Intelligenz und Automatisierung kann dazu beitragen, Routineaufgaben zu automatisieren und so die vorhandenen Fachkräfte zu entlasten. Laut einer Bitkom-Umfrage gehen 44 % der Unternehmen davon aus, dass KI die Produktivität in der IT erhöht.

  • Fachkräfte aus dem Ausland anwerben: Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz erleichtert die Rekrutierung von IT-Spezialisten aus Nicht-EU-Ländern. Informationsportale wie “Make it in Germany” bieten hier Unterstützung. Für KMU ist es jedoch wichtig, sich über die administrativen Hürden zu informieren und die Integration neuer Mitarbeiter aktiv zu gestalten.

  • Externe Unterstützung und Förderprogramme: Bund und Länder bieten diverse Förderprogramme für die Digitalisierung in KMU an. Diese können helfen, finanzielle Hürden bei der Umsetzung von IT-Projekten zu überwinden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der IT-Fachkräftemangel für KMU in Deutschland eine ernstzunehmende Bedrohung darstellt. Ein proaktives Handeln durch gezielte Investitionen in Personalentwicklung, die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen und den strategischen Einsatz neuer Technologien ist unerlässlich, um die Zukunftsfähigkeit des deutschen Mittelstandes zu sichern.

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